Siegesfeier mit Caipirinha bis zum Abwinken

São Paulo · Brasilien hat sich als erste Mannschaft für die Fußball-WM 2018 qualifiziert. Erzrivale Argentinien taumelt dagegen ohne Kapitän Messi.

Caipirinha bis zum Abwinken: Als der brasilianische Nationaltrainer Tite auf dem Podium während der Pressekonferenz die Nachricht von der gelösten Fahrkarte zur Fußball-Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in Russland erhielt, reckte der 55-Jährige die Hände nach oben. Er rief erleichtert: "Danke, Vater im Himmel." Dann breitete er beide Arme weit aus und versprach nach dem 3:0 (1:0)-Erfolg gegen Paraguay: "Jetzt gibt es Caipirinha in dieser Größe."

In São Paulo überragte trotz eines verschossenen Foulelfmeters (53. Minute) Neymar. Erstmals unter Tite mit der Kapitänsbinde ausgestattet, krönte der Angreifer des FC Barcelona seine Leistung mit dem Treffer zum 2:0 (64.) - nach einem Solo über den halben Platz. Neymar lobte anschließend seinen Trainer: "Er ist ein genialer Typ." Philippe Coutinho (34.) vom FC Liverpool und Marcelo (86.) von Real Madrid steuerten die weiteren Tore bei.

Fast zur gleichen Zeit durchquerte Lionel Messi Brasiliens Luftraum. Er saß im Flugzeug Richtung Barcelona. Argentiniens Kapitän war nach der 0:2 (0:1)-Niederlage in Bolivien wortlos ins Flugzeug verschwunden. Die Demütigung in La Paz sah sich der 29-Jährige wegen der kurz vor Spielbeginn vom Weltverband Fifa ausgesprochenen Sperre für vier WM-Qualifikationsspiele auf einem kleinen Fernseher einsam in der Umkleidekabine an.

Während Messi und die auf Platz fünf der Tabelle liegenden Argentinier sich Sorgen machen, eines der vier WM-Direkttickets in Südamerikas Qualifikation zu ergattern, plant Tite bereits für Russland. "Jetzt, da wir qualifiziert sind, öffnen sich Perspektiven", kündigte er an und versprach für die anstehende Australien-Reise mit Testspielen ausgerechnet gegen Erzrivale Argentinien (9. Juni) und den Gastgeber (13. Juni), neue Gesichter in der Nationalmannschaft zu präsentieren.

Trotz des achten Sieges in Folge in der WM-Qualifikation und dem neunten insgesamt in neun Spielen unter seiner Regie, stellte Tite fest: "Die Mannschaft ist noch nicht bereit." Für die Reise nach Russland jedoch schon. Denn mit 33 Zählern auf der Habenseite ist bei noch zwölf zu vergebenden Punkten mindestens Platz vier und damit eines der WM-Direkttickets sicher. Zwar könnten die fünftplatzierten Argentinier, die derzeit den WM-Umweg Relegation gegen den Ozeanien-Sieger nehmen müssten, ihre 22 Punkte noch auf 34 aufstocken - sie müssten dazu aber siegen. Doch schon in Bolivien fehlte Messi an allen Ecken und Enden. In acht Qualifikationsspielen ohne ihn holten die Argentinier nur sieben Punkte. Keine rosigen Aussichten für die folgenden Duelle mit Uruguay, Venezuela und Peru.

Messi wäre aufgrund seiner Sperre wegen Beleidigung eines Schiedsrichter-Assistenten am vergangenen Donnerstag beim 1:0-Sieg gegen Chile erst im letzten Spiel in Ecuador wieder dabei. Den verbalen Aussetzer hatten die Unparteiischen nicht im Spielbericht erwähnt. Doch die Fifa war auf Basis von TV-Bildern tätig geworden. Sie hatte dann überraschend schnell und hart ein Urteil gefällt, gegen das Argentiniens Verband Einspruch einlegen will.

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