Gladbach liegt dem Kapitän zu Füßen

Mönchengladbach · Der Bundesligist hat dank eines Fußball-Wunders und drei Toren von Lars Stindl in nur elf Minuten das Achtelfinale der Europa League erreicht. Dort kommt es im März zum Duell mit dem Bundesliga-Konkurrenten FC Schalke 04.

 Die Gladbacher Spieler feiern das Fußball-Wunder von Florenz – genau in der Mitte Kapitän Lars Stindl (Nummer 13). Foto: Becker/dpa

Die Gladbacher Spieler feiern das Fußball-Wunder von Florenz – genau in der Mitte Kapitän Lars Stindl (Nummer 13). Foto: Becker/dpa

Foto: Becker/dpa

Als sich seine Mitspieler mit dem Schlusspfiff jubelnd in die Arme fielen, eilte der Held des Abends mit großen Schritten zu Schiedsrichter Artur Soares Dias. Nach dieser denkwürdigen Partie musste sich der Kapitän von Borussia Mönchengladbach dieses ganz besondere Souvenir einfach sichern. "Den Ball wollte ich mit nach Hause nehmen, ganz klar. Drei Tore in einem Spiel gelingen einem nicht so oft", sagte Lars Stindl lächelnd, nachdem er den Fußball-Bundesligisten fast im Alleingang ins Achtelfinale der Europa League gegen den Bundesliga-Rivalen Schalke 04 geschossen hatte.

Nach Stindls Dreierpack (44./Foulelfmeter, 47. und 55. Minute) am Donnerstag beim denkwürdigen 4:2 beim AC Florenz (Hinspiel 0:1) kann die Borussia weiter vom ganz großen Wurf in der Europa League träumen. "Wir sind dabei, und ich glaube, dass wir uns sehr viel Respekt für diesen Wettbewerb erarbeitet haben", sagte Trainer Dieter Hecking: "Wenn du weit kommen willst, musst du jeden Gegner schlagen. Schalke ist immer eine reizvolle Aufgabe. Es gibt keinen Favoriten, die Chancen stehen 50 zu 50."

Ähnlich sehen es die Schalker, auch wenn sie das bundesliga-interne Duell gerne umgangen wären. "Es wird nicht allzu viel Menschen geben, die sich das als Wunschlos ausgedacht haben. Dazu gehöre ich auch nicht", sagte Sportvorstand Christian Heidel: "Europa League hört sich nach anderen Gegnern an. Ich vermute mal, dass man in Gladbach ähnlich drüber denkt. Wir hätten gern ein paar Reisekilometer mehr gehabt." Und Kapitän Benedikt Höwedes meinte: "Natürlich hätten wir uns ein etwas anderes Los gewünscht, um nicht direkt gegen eine deutsche Mannschaft zu spielen. Internationale Duelle machen diesen Wettbewerb schließlich aus."

Beinahe wäre es dazu auch gekommen. Nie zuvor hatte Gladbach die nächste Runde in einem europäischen Wettbewerb erreicht, wenn es im Hinspiel zu Hause eine Niederlage gegeben hatte. Dass die Borussia am späten Donnerstagabend ein neues Stück Vereinsgeschichte schrieb, war vor allem Stindl zu verdanken. "Er ist ein überragender Kapitän, die Art und Weise, wie er die Mannschaft führt, ist sensationell", schwärmte selbst der sonst eher sachliche Hecking.

Keine halbe Stunde gespielt, da lag die Borussia beim AC Florenz nach Gegentreffern durch Nikola Kalinic (15.) und Borja Valero (29.) scheinbar aussichtslos zurück. Mindestens drei Tore und ein mittleres Fußball-Wunder bei den heimstarken Italienern brauchten die taumelnden Gladbacher - und Stindl lieferte: Mit drei Toren in elf Minuten, seinem ersten Dreierpack als Profi überhaupt, als präziser Ballverteiler und leidenschaftlicher Zweikämpfer. Andreas Christensen (60.) beseitigte die letzten Zweifel.

Im Mittelpunkt stand aber natürlich Stindl. "Ich liebe dich, Capitano", twitterte der verletzte Ibrahima Traoré, der von zu Hause mitfieberte. "Oh Captain, my Captain", schrieb Oscar Wendt.

Auch Pechvogel Jannik Vestergaard, der vor dem 0:2 entscheidend gepatzt hatte, bedankte sich bei Stindl auf typisch nordische Art und schüttelte seinen Kapitän noch in den Katakomben des Stadions kräftig an der Schulter.

Nur Stindl, der in dieser Form auch ein Kandidat für Bundestrainer Joachim Löw sein wird, war der Trubel um seine Person beinahe unangenehm. Immer wieder lobte er die Klasse und Kollektivleistung des Teams. Fast schon sinnbildlich dafür präsentierte er zur späten Stunde den Spielball des historischen Abends - mit den Unterschriften aller Mitspieler. "Das war ein besonderes Spiel, also bekommt der Ball einen ganz besonderen Platz bei mir zu Hause", sagte er und grinste.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort