Stotterstart in Melbourne

Melbourne · Der erste Auftritt in Melbourne nach dem Titelgewinn bei den Australian Open vor einem Jahr war wieder einmal typisch für Angelique Kerber. Nur mit viel Kampf und Emotionen schaffte sie den Sprung in die zweite Runde.

Am Ende eines viel zu aufregenden Abends schöpfte Angelique Kerber aus dem mühsamen Start in ihre Misson Titelverteidigung Hoffnung für den weiteren Turnierverlauf bei den Australian Open . "Vielleicht sollte das heute so sein", sagte die Weltranglisten-Erste, nachdem sie gestern im Spiel gegen Lessia Zurenko nach einem vergebenen Matchball noch zittern musste. "Es war wichtig, sich durchzubeißen."

Im deutschen Zweitrunden-Duell mit Carina Witthöft kann Kerber morgen zeigen, dass der 6:2, 5:7 und 6:2-Erfolg gegen die Ukrainerin vielleicht doch ein guter Einstieg in die beiden Tennis-Wochen in Melbourne war - so wie der Sieg gegen die Japanerin Misaki Doi vor einem Jahr, als die Norddeutsche sogar einen Matchball abwehren musste und danach plötzlich befreit aufspielte.

Der warme Empfang der 15 000 Fans in der Rod-Laver-Arena hatte Kerber ein Jahr nach dem Final-Coup gegen Serena Williams anfangs gut getan. Die erste Nervosität verflog schnell. Doch nach dem nicht genutzten Matchball beim Stand von 5:4 im zweiten Satz drohte 20 Jahre nach dem Erstrunden-Aus des damaligen Titelverteidigers Boris Becker eine ähnliche Pleite. Becker verfolgte das Spiel nach dem Ende seiner Trainer-Tätigkeit bei Novak Djokovic als TV-Kommentator und sah, wie Kerber im dritten Satz ihre gewohnten Kämpferqualitäten auspackte und ab dem 1:2 richtig auf Betriebs-Temperatur kam. "Ich habe im dritten Satz versucht, das auszuspielen, was mich stark gemacht hat. Das gibt mir Selbstvertrauen für die nächsten Runden", sagte sie.

Von der kleinen Angst dürfte im Spiel gegen Witthöft nichts mehr zu spüren sein, beide Vergleiche - allerdings auf Rasen in Wimbledon - entschied Kerber für sich. Auf ihre Gegnerin will sie an ihrem 29. Geburtstag auch gar nicht so sehr schauen. Die 21 Jahre alte Hamburgerin kündigte nach dem 7:5 und 7:6 (8:6) gegen die Qualifikantin Eri Hozumi aus Japan an, unbefangen aufspielen zu wollen. Witthöft freut sich auf die nicht so häufige Chance, gegen eine Nummer eins zu spielen. "Ich verspüre keinen Druck. Sie hat den Druck, sie ist haushohe Favoritin", sagte die 89. der Weltrangliste.

Noch drei weitere der 14 qualifizierten Deutschen sind am Mittwoch in Melbourne wieder dabei: Mischa Zverev überstand erstmals nach zehn Jahren die erste Runde, auch Qualifikantin Mona Barthel und Julia Görges kamen weiter. Auf Barthel, der es nach gesundheitlichen Problemen besser geht, wartet nach dem 6:3 und 7:6 (7:4) gegen das australische Talent Destanee Aiava eine schöne Aufgabe gegen Olympiasiegerin Monica Puig aus Puerto Rico. Puig hatte im Finale in Rio de Janeiro Kerber das Gold weggeschnappt.

Görges rang die Tschechin Katerina Siniakova mit 3:6, 6:3 und 6:4 nieder und fand die unruhige Atmosphäre auf dem Außenplatz nahe der Bahngleise neben ratternden Straßen- und S-Bahnen nicht Grand-Slam-würdig. Sie trifft nun auf die frühere Weltranglisten-Erste Jelena Jankovic aus Serbien, die sich mit 6:1, 1:6 und 6:4 gegen Laura Siegemund für das Vorjahres-Aus revanchierte. Mischa Zverev siegte 6:3, 7:6 (7:5) und 6:4 gegen den Spanier Guillermo Garcia-Lopez.

Eine Favoritin scheiterte bereits: die Rumänin Simona Halep. Die von Knieproblemen geplagte Weltranglisten-Vierte kommt nach dem 3:6 und 1:6 gegen die Amerikanerin Shelby Rogers nicht mehr als Gegnerin von Kerber infrage.

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