„Jeder sollte vor der eigenen Haustür kehren“

Elversberg · Elversberg. 2016 scheiterte die SV Elversberg in der Aufstiegs-Relegation. Nun marschiert der Fußball-Regionalligist wieder Richtung 3. Liga. Präsident Dominik Holzer erklärt im Interview mit SZ-Mitarbeiter Heiko Lehmann, warum es in seinem Club gut läuft und wie er mit dem Begriff Tradition umgeht.

 Dominik Holzer will bald mit Trainer Michael Wiesinger reden. Dessen Vertrag verlängert sich nur im Falle des Aufstiegs. Foto: Schlichter

Dominik Holzer will bald mit Trainer Michael Wiesinger reden. Dessen Vertrag verlängert sich nur im Falle des Aufstiegs. Foto: Schlichter

Foto: Schlichter

Herr Holzer, die SV Elversberg führt die Tabelle in der Regionalliga Südwest zur Winterpause mit vier Punkten an. Wie bewerten Sie den Saisonverlauf?

Dominik Holzer: Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Vereine, die in der Relegation zur 3. Liga gescheitert sind, in der Folge-Saison große Probleme haben und ihre Ziele nicht erreichen. Bei uns läuft es anders. Wir sind voll im Soll. Und ich finde, wir spielen sogar einen besseren Fußball als in der vergangenen Saison. Von daher sind wir sehr zufrieden.

Welchen Anteil an dem Erfolg hat Trainer Michael Wiesinger ?

Holzer: Wir sind mit ihm sehr zufrieden. Dabei darf man aber die Arbeit der Vorstände Roland Seitz, Marc Strauß und David Strauß nicht vergessen. Wir arbeiten in allen Bereichen auf Topniveau. Für sportlichen Erfolg braucht man viele kleine Bausteine, die passen müssen.

Der Vertrag von Wiesinger verlängert sich am Saisonende nur, wenn Elversberg aufsteigt.

Holzer: Wir gehen davon aus, dass wir den Aufstieg schaffen. Mit einem anderen Szenario beschäftigen wir uns zurzeit ehrlich gesagt nicht. Ich gehe aber davon aus, dass wir uns in den kommenden Monaten mit dem Trainer zusammensetzen und über die Zukunft reden. Für mich gibt es aktuell keinen Grund, an der Konstellation etwas zu ändern.

In der Relegation würden richtige Brocken warten. Der SV Meppen, die Spvgg. Unterhaching und Carl Zeiss Jena führen ihre Regionalligen zur Winterpause mit weitem Vorsprung an.

Holzer: Wir sind auch ein Brocken. Ich weiß von meinen Kollegen in anderen Vereinen, dass gegen uns in der Relegation auch keiner spielen möchte.

Saarländischer Konkurrent in der Regionalliga Südwest ist der 1. FC Saarbrücken . Funktionäre des FCS reden von Plastikverein und fehlender Tradition und dass so ein Verein nicht der Club für das ganze Saarland sein kann. Damit ist wohl die SV Elversberg gemeint, oder?

Holzer: Ich lese diese Aussagen und nehme sie so hin. Grundsätzlich sollte jeder vor der eigenen Haustüre kehren. Wir reden nicht groß darüber, was wir alles machen wollen, sondern wir machen. Vielleicht sind andere Vereine dadurch etwas verunsichert.

Wo fängt Tradition für Sie an? Der FCS ist 1903 gegründet, die SVE 1907. Der FCS hat in dieser Saison einen Zuschauerschnitt von 3000, die SVE von 2200.

Holzer: Ich glaube, jeder muss für sich ausmachen, was er unter Tradition versteht. Der FCS hat in der Vergangenheit große Erfolge gefeiert und ist ausnahmslos ein Profiverein mit großer Tradition. Mein Vater wurde 1989 Vorsitzender und Sponsor der SVE. Für ihn ist die SVE längst auch ein Traditionsverein. Wir haben Zuschauer, die kommen uns schon 40 oder 50 Jahre gucken. Für die ist die SVE auch ein Traditionsverein.

Wie erklären Sie sich die Steigerung der Zuschauerzahl? Vor wenigen Jahren waren es 400.

Holzer: Wir machen viel. Wir besuchen mehr als 30 Schulen im Jahr. Wir machen darüber hinaus viele Aktionen für Fans. Nicht zuletzt haben wir mittlerweile ein schönes Stadion. Wir sind stolz auf die Entwicklung und die funktionierende Arbeit. Damit wir an einem Spieltag finanziell Null auf Null kommen, brauchen wir im Schnitt 1000 Zuschauer. Mittlerweile sind wir bei 2200 Zuschauern. Die Leistung des Vereins außerhalb des Platzes ist enorm.

Das heißt, es gibt noch mehr Erfolgsfelder als den Fußball und die Zuschauerzahl?

Holzer: Wir haben seit Saisonbeginn 500 000 Klicks auf unserer Internetseite. So etwas war in den vergangenen Jahren nicht ansatzweise da. Die Zugriffe auf unsere Seiten in den sozialen Netzwerken haben sich verdoppelt. Die Umsatzzahlen im Merchandising-Bereich haben sich verdreifacht. Es ist exorbitant, was bei uns in den vergangenen zwei, drei Jahren passiert ist.

Beim Thema Stadion ist der Verein nicht so weit fortgeschritten, wie er gerne möchte.

Holzer: Das hängt am Brandschutz-Gutachten, das wir nachbearbeiten mussten. Das sind wahnsinnig viele Details. Großes Thema sind die Fluchtwege, bei denen es zum Beispiel nicht um eine 90-Grad-Ecke gehen darf, da es ansonsten zu Staus kommen kann. Ich gehe davon aus, dass die noch fehlenden Unterschriften in den kommenden Wochen eintreffen und wir danach den Oberrang der Haupttribüne eröffnen können.

Wäre dann der im Jahr 2013 angekündigte Acht-Millionen-Euro-Ausbau abgeschlossen?

Holzer: Ja, dann wären wir fürs Erste fertig. Allerdings bauen wir ja noch den neuen Parkplatz. Und wenn die neue Haupttribüne fertig ist, wird aus den Vip-Räumen der alten das neue Medienzentrum.

Wiesinger und Seitz haben für die Winterpause Neuverpflichtungen angekündigt. Im Sommer wurden mit Steffen Bohl (33), Edmond Kapllani (34) und Milan Ivana (33) drei Spieler über 30 Jahre verpflichtet. Sind die Neuen ähnlich alt?

Holzer: Das ist Sache der sportlichen Leitung. Die Drei wurden auch verpflichtet, um Erfahrung hinzu zu bekommen und etwas in der Hierarchie zu ändern. Zudem ist es so, dass starke Talente aus Nachwuchsleistungszentren nicht in die Regionalliga kommen. In der 3. Liga würde das anders aussehen. Wenn du sichere Qualität in der Regionalliga willst, bleibt oft nichts anderes übrig, als gestandene, erfahrene Spieler zu holen. Da machen wir uns die Entscheidung nicht leicht und führen im Vorfeld viele Gespräche.

Bohl hat erst neun Einsätze und fällt bis April mit einer Schambeinentzündung aus. Ivana blieb hinter den Erwartungen zurück. Nur Kapllani überzeugte.

Holzer: Es gibt keine Garantie, dass alle Neuen sofort einschlagen. Wir wussten, dass alle drei Trainingsrückstand mitbringen und wohl erst nach der Winterpause richtig funktionieren. Bei Steffen Bohl kam die Verletzung dazwischen. Bei den anderen beiden erwarten wir nach der Winterpause eine Steigerung.


Bis zu 300 Parkplätze sollen zur neuen Saison fertig sein

Stadion wird nur bei Drittliga-Aufstieg weiter ausgebaut - Oberrang immer noch nicht nutzbar -
Land gibt 750 000 Euro für Parkplatz-Bau



Der Ausbau der Elversberger Arena ist vorerst abgeschlossen - es sei denn, die SVE steigt auf. Nun beginnt der Parkplatz-Bau. Die Genehmigung zur Nutzung des Oberrangs der Tribüne im Stadion steht weiterhin aus. Das Problem zieht sich seit Anfang 2015 hin.

Auch wenn der Ball in der Winterpause ruht, herrscht bei der SV Elversberg Betriebsamkeit. Das Stadion des Fußball-Regionalligisten samt den dazugehörigen Parkplätzen wird seit 15. Juni 2013 auf eigene Kosten um- und ausgebaut. Der Rasen wurde erneuert, eine Rasenheizung eingebaut. Der neue Stehplatz-Block für die eigenen Fans sowie der Unterrang der neuen Haupttribüne sind nutzbar.

Der Oberrang der Haupttribüne mit Logen und 400 Sitzplätzen sowie Veranstaltungsräumen darf immer noch nicht genutzt werden. "Wir rechnen im ersten Quartal 2017 damit", sagt Kai-Uwe Frantz. Der Geschäftsführer der Stadiongesellschaft erklärt, dass der Ausbau so weit fortgeschritten sei, dass "Restarbeiten in sechs bis acht Wochen" machbar seien.

Zuerst muss der Brandschutz in dem Gebäude abgenommen werden. Das entsprechende Gutachten sei fertig, sagt Frantz. Es fehle noch eine Aussage der Feuerwehr. Sobald die vorliege, werde das Gutachten der Unteren Bauaufsicht beim Landkreis Neunkirchen als zuständige Genehmigungsbehörde vorgelegt. Die Fertigstellung des Oberrangs zieht sich seit Anfang 2015 aufgrund von Problemen mit Brandschutz-Vorgaben hin (wir berichteten).

Wenn der Oberrang eröffnet ist, werde das dann fast 10 000 Zuschauer fassende Stadion vorerst nicht weiter aus- oder umgebaut. Es sei denn, die SV Elversberg steigt in die 3. Liga auf. Derzeit laufe der Entscheidungsprozess, wie die Zuschauerkapazität dann auf 15 000 erhöht wird. Die wahrscheinlichste Variante ist der Ausbau des Gäste-Bereiches.

Derzeit gilt die Konzentration dem Bau des Parkplatzes. Der wird im Endausbau etwa 21 000 Quadratmeter groß sein. Er soll 700 Autos und zwölf Bussen Platz bieten. Der gesamte Parkplatz wird laut Frantz "weit in 2018" fertig sein. Das in verschiedene Richtungen abschüssige Gelände muss aufgeschüttet und terrassiert werden. Dafür müssen Erdmassen gekauft und herbeigekarrt werden. Die Gesamtkosten betragen etwa zwei Millionen Euro.

Die ersten 200 bis 300 Parkplätze auf dem Gelände neben dem Stadion entlang der Landstraße (L) 112 in Richtung Friedrichsthal sollen bis zum Start der Saison 2017/2018 nutzbar sein. Die Bauarbeiten beginnen, "sobald die Schlussvereinbarung mit dem LfS steht und der positive Bescheid des Innenministeriums vorliegt", erklärt Frantz. Das Innenministerium hat einen Zuschuss von 750 000 Euro zugesagt, teilt es auf SZ-Anfrage mit.

Die Federführung des Gemeinschaftsprojektes hat der Verein. Das Landesamt für Straßenwesen (LfS) ist unter anderem im Boot, weil 130 der 700 Stellplätze als Mitfahrer-Parkplätze (Park & Ride-Plätze) genutzt werden. "Die bisher insgesamt 35" Park & Ride-Plätze in diesem Bereich "decken den tatsächlichen Bedarf nicht", teilt das LfS mit. Der Verkehr in dem Bereich des neuen Parkplatzes wird nach LfS-Angaben mit drei aufeinander abgestimmten Ampel-Anlagen geregelt - je eine Anlage an den Auf- und Abfahrten der beiden A8-Anschluss-Stellen Elversberg sowie eine am Einmündungsbereich der L 112 und der L 282.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort