Suche nach neuem Grgic

Saarlouis · Das Potenzial ist da, die Leistungen in den Spielen aber sind wechselhaft: Die HG Saarlouis steckt erneut im Abstiegskampf – und sucht für die Zukunft einen, der die Mannschaft auch in schwierigen Phasen anführen kann.

 Danijel Grgic war jahrelang der unumstrittene Kopf der HG Saarlouis. Einen Spieler wie ihn, einen neuen Anführer, sucht der Handball-Zweitligist. Foto: Ruppenthal

Danijel Grgic war jahrelang der unumstrittene Kopf der HG Saarlouis. Einen Spieler wie ihn, einen neuen Anführer, sucht der Handball-Zweitligist. Foto: Ruppenthal

Foto: Ruppenthal

Die Weltmeisterschafts-Pause kommt den Zweitliga-Handballern der HG Saarlouis gerade recht. In den vergangenen Wochen ließ die Mannschaft von Trainer Jörg Bohrmann viele Gelegenheiten liegen, sich von den Abstiegsrängen abzusetzen. Unnötige Punktverluste - nicht selten in den letzten Minuten und oft gegen schlechter platzierte Gegner - konnten auch durch überraschende Siege gegen Aufstiegsaspiranten nicht wettgemacht werden. Während die qualifizierten Nationalmannschaften bei der WM in Frankreich (11. bis 29. Januar) um den Finaleinzug kämpfen, bereitet sich die HG auf ihr erstes Pflichtspiel 2017 vor - am 5. Februar bei Tusem Essen.

"Die Mannschaft hat das Problem unerklärlicher Leistungsschwankungen während eines Spiels. Ihr Potenzial hat sie ja schon gezeigt. Aber nach einem sehr guten Saisonstart kamen durch Verletzungen gewisse Unsicherheiten", stellt der HG-Vorsitzende Richard Jungmann fest. Mehr als einmal brachten zwei, drei leichte Fehler die Mannschaft kollektiv aus dem Tritt. Von einer deutlichen Führung blieb am Ende im besten Fall noch ein Punkt. Tiefpunkt der Achterbahnfahrt war der Doppelspieltag am 18. und 20. November, als die HG gegen Ferndorf (26:26) und Aue (23:24) Punkte verschenkte. Dafür besiegte sie in den darauf folgenden Spielen die jeweiligen Tabellenvierten Bad Schwartau (22:20) und Rimpar (29:28). Nach sieben Spieltagen unter den besten Zehn rutschte Saarlouis auf Rang 14 - und hat nur einen Zähler Vorsprung vor der Abstiegszone.

Zur allgemeinen Verunsicherung beigetragen hat die frühe Verletzung des Neuzugangs Marcel Engels, der fast die gesamte Hinrunde wegen einer Operation am Syndesmoseband ausfiel. Hinzu kamen Zwangspausen von Torjäger Jerome Müller und Spielmacher Ibai Meoki. Vor allem Müller kann seit seiner Rückkehr nicht an die starke Vorsaison anknüpfen. Seit geraumer Zeit fehlt zudem der erfahrene Abwehrchef Philipp Kessler wegen einer Schulterverletzung. Er könnte zur Rückrunde wieder angreifen.

"Wir könnten sicher sechs, sieben Punkte mehr auf dem Konto haben und im gesicherten Mittelfeld stehen", ist Bohrmann sicher: "Dass die Mannschaft die Qualität hat, sieht man immer wieder. Auch die Einstellung stimmt bei jedem zu 100 Prozent. Aber uns fehlt die Ruhe, wenn es mal nicht läuft." Der Trainer lobt Fortschritte, die seine Schützlinge im Umschaltspiel gemacht haben. Doch das schnelle Spiel nach vorne, das im Idealfall einfache Tore bringt, kostet Kraft. Einem kleinen Kader, der auch noch verletzungsgeplagt ist, geht das an die Substanz. Vor allem Kapitän Jonas Faulenbach und Kreisläufer Peter Walz, die mit die meisten Spielminuten absolvierten, können die Pause gut gebrauchen.

"Jeder muss eine Schippe drauflegen. Es muss konsequenter gearbeitet werden, auch über das Training hinaus. Wer nicht mitzieht, muss die Konsequenzen für sich ziehen. Wir sind hier im Leistungssport", verlangt Bohrmann von seinen Spielern, sich intensiver mit sich selbst und dem nächsten Gegner zu befassen: "Wir haben es noch selbst in der Hand." Bohrmanns Agenda für die WM-Pause: Kondition klotzen und die taktische Disziplin verbessern. "Jeder hat das zu machen, was ihm vom Trainer gesagt wurde. Punkt."

Um die vermisste Stabilität über 60 Minuten zu bringen und den Kader breiter aufzustellen, suchen Jungmann und Bohrmann nach einem neuen Leitwolf für den Rückraum. Gesucht wird laut HG-Trainer einer wie der frühere Spielmacher Danijel Grgic, der 2006 geholt wurde. Grgic war damals mit 29 Jahren im besten Handball-Alter, hatte in der Champions League gespielt, war kroatischer Nationalspieler und bis 2014 der unumstrittene Chef des HG-Spiels. "So einen Ausnahmespieler kann man nicht jeden Tag verpflichten. Es gehört ein wenig Fortune dazu. Dass die Vereine solche Spieler halten wollen, kann man sich gut vorstellen", sagt Jungmann: "Die Suche ist nicht einfach, aber wir arbeiten daran."

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