Das Herz auf den Platz schmeißen

Darmstadt · Der ehemalige Nationalspieler Torsten Frings hat bei seiner Vorstellung als Trainer des Fußball-Bundesligisten SV Darmstadt 98 deutlich gemacht, dass er sich beim Tabellenletzten nicht ausschließlich als Retter sieht.

 Da kommt er reinmarschiert: Torsten Frings bei seiner Vorstellung als Trainer des Bundesligisten SV Darmstadt 98. Foto: dpa

Da kommt er reinmarschiert: Torsten Frings bei seiner Vorstellung als Trainer des Bundesligisten SV Darmstadt 98. Foto: dpa

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Als Torsten Frings um 14.03 Uhr im blauen Lilien-T-Shirt den überfüllten Presseraum betrat, war der neue Trainer von Darmstadt 98 noch der "Lutscher". Ein gleißendes Blitzlicht-Gewitter und 27 Minuten später machte der Trainer-Neuling klar, dass es mit diesem Spitznamen aus Bremer Tagen beim Bundesliga-Schlusslicht vorbei sein soll. "Ich mag den überhaupt nicht. Es wäre mir lieb, wenn wir ihn nicht weiter benutzen würden", bat Frings.

In Zukunft ist der 79-malige Fußball-Nationalspieler also nur noch "Herr Frings oder der Cheftrainer" - so formulierte es 98-Präsident Rüdiger Fritsch. Und Herr Frings sieht sich beim Tabellenletzten nicht ausschließlich als Retter. "Mir war wichtig, dass man perspektivisch denkt und ich nicht nur als Feuerwehrmann geholt wurde, sondern um zu helfen, etwas aufzubauen", erklärte der Vize-Weltmeister von 2002, der einen bis zum 30. Juni 2018 geltenden Vertrag unterschrieben hat, der unabhängig von der Liga ist.

Tatsächlich bestehen große Zweifel, ob Frings die Eliteklasse mit den Südhessen halten kann. Darmstadt gilt nach 16 Spieltagen als designierter Absteiger. Die Lilien haben nur acht Punkte, der Rückstand zum Relegationsplatz beträgt fünf Zähler. Doch diese Ausgangslage motiviert den Ex-Nationalspieler. "Alle wissen um die Schwere der Aufgabe. Aber wir haben den Mut, das anzupacken. Die Spieler sind unglaublich heiß darauf, eine viel bessere Rückrunde als Hinrunde zu spielen", sagte Frings, der am Dienstag mit der Mannschaft das Training aufnehmen wird: "Wir müssen wieder die Darmstädter Tugenden auf den Platz bringen."

Für den Vize-Europameister von 2008, der im September seinen Posten als Co-Trainer bei Ligakonkurrent Werder Bremen verloren hat, ist die Besinnung auf die alten Lilien-Stärken der richtige Weg. "Ich habe selbst erlebt, wie eklig es hier sein kann. Da müssen wir wieder hin", sagte der Nachfolger von Norbert Meier, der den Kader für "bundesligatauglich" hält: "Wenn jeder sein Herz auf den Platz schmeißt, können wir das schaffen, woran in Deutschland nur noch unsere Fans glauben." Dass das vielleicht etwas zu viel Pathos war, merkte der Ex-Profi von Werder, Borussia Dortmund und Bayern München (402 Bundesliga-Spiele) kurz darauf selbst. "Keine Angst, wir werden auch mal mit dem Ball trainieren, nicht nur grätschen", sagte er: "Aber erst müssen wir die Basis schaffen."

Frings will einen guten Draht zu den Profis aufbauen. "Wenn die Spieler dem Trainer vertrauen, dann gehen sie für ihn durchs Feuer", erklärte der Vater zweier Töchter, der nach der Absage von Wunschkandidat Holger Stanislawski in den Fokus der 98-Verantwortlichen gerückt war. Vereinschef Fritsch verbreitete Optimismus: "Wir sind kein Rettungsfall, wir sind auf dem Höhepunkt der Vereinsgeschichte. Es geht darum, unseren Traum weiterzuleben."

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