Eine schillernde Karriere ist endgültig zu Ende

Lausanne · Joseph Blatter ist mit seinem letzten sportpolitischen Ansinnen gescheitert. Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat den Einspruch gegen die Ethiksperre zurückgewiesen. Immer noch offen sind die juristischen Konsequenzen für den Ex-Fifa-Präsidenten.

Die letzte Hoffnung des ehemaligen Präsidenten des Fußball-Weltverbandes Fifa, Joseph Blatter, auf einen sportpolitischen Freispruch ist endgültig dahin. Der Internationale Sportgerichtshof CAS lehnte gestern den Einspruch des 80-Jährigen gegen seine Ethiksperre von sechs Jahren ab. "Ich nehme das Urteil des Internationalen Sportgerichtshofs zur Kenntnis. Aufgrund des Verlaufs des Prozesses war kein anderes Verdikt zu erwarten", sagte Blatter.

Blatter war am 17. Dezember 2015 wegen der weiterhin dubiosen Millionenzahlung an den ehemaligen Uefa-Chef Michel Platini zunächst für acht Jahre von der einst von ihm gegründeten Fifa-Ethikkommission von allen Fußball-Aktivitäten ausgeschlossen worden. Die Berufungskommission des Weltverbandes hatte die Sperre später auf sechs Jahre reduziert, mit Verweis auf die aus ihrer Sicht großen Verdienste Blatters.

Blatter bestreitet weiter jedes Fehlverhalten und plädierte zuletzt bei einer bis in die Abendstunden dauernden Anhörung am 26. August erneut auf Freispruch. "In meinen 41 Jahren in der Fifa habe ich viel erlebt. Vor allem habe ich gelernt, dass man im Sport gewinnen, aber auch verlieren kann. In diesem Sinn muss ich diesen Entscheid akzeptieren, obwohl er schwierig nachvollziehbar ist, weil das Prinzip der Rechtsprechung - die Schuld muss von der Anklage bewiesen werden - nicht angewendet wurde", betonte Blatter.

Die drei CAS-Richter unter dem Vorsitz des Niederländers Manfred Nan fanden keinen Beleg für die von Blatter und Platini vorgetragene Version eines mündlichen Vertrages zu der umstrittenen Zahlung. Somit habe Blatter die Fifa-Ethikregeln verletzt und Platini ein "unangemessenes Geschenk ohne Vertragsgrundlage" zukommen lassen. Laut CAS habe Blatter keine Reduzierung, sondern nur einen Freispruch beantragt.

Nun steht schwarz auf weiß, was ohnehin schon klar war: Die schillernde Karriere Blatters als Fußball-Funktionär ist beendet. Entscheidender als die CAS-Verhandlungen in Lausanne sind ohnehin die Ermittlungen der Schweizer Bundesanwaltschaft , die gegen Blatter in der Causa wegen des Verdachts der Untreue ermittelt. Weiter ungeklärt sind Motivation und Hintergrund der Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken an Platini durch Blatter im Jahr 2011. Laut der gestürzten Fußball-Alpha-Tiere handelte es sich dabei um eine verspätete Gehaltszahlung für Beratertätigkeiten des Franzosen um die Jahrtausendwende. Kurz nach der Überweisung sprach sich Platini als damaliger Uefa-Chef für die Wiederwahl Blatters auf dem Fifa-Thron aus.

Platinis ebenfalls zunächst auf acht Jahre ausgesprochene Sperre war vom CAS im Mai auf vier Jahre reduziert worden. Daraufhin hatte er seinen Posten als Uefa-Chef aufgegeben. Blatter hatte seinen Rückzug vom Fifa-Amt bereits im Juni 2015 vor der Enthüllung der Millionen-Zahlung angekündigt. Im Februar war Gianni Infantino zu seinem Nachfolger als Fifa-Boss gekürt worden. "Trotzdem blicke ich mit Dankbarkeit auf all die Jahre zurück, in denen ich meine Ideale für den Fußball verwirklichen konnte und der Fifa dienen durfte", sagte Blatter gestern.

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